Der Winter steht vor der Tür, und während wir uns auf glitzernden Schnee, Weihnachtsmärkte und gemütliche Stunden freuen, gibt es eine Herausforderung, die viele Gebäudehalter und Arbeitgeber im Blick haben müssen: Schneeräumen auf Dächern. Klingt einfach? Ist es nicht! Ohne die richtige Planung und Sicherung können Schneemassen auf Dächern schnell zur Gefahr für Mitarbeiter, Besucher und Gebäude werden.

Die DGUV Information 212-002 bringt Licht ins Dunkel – oder besser: Sicherheit aufs Dach. Dieser Blogbeitrag ist ein Leitfaden für alle, die mit Schneeräumung zu tun haben, sei es als Gebäudebesitzer, Fachkraft für Arbeitssicherheit (Sifa) oder Mitarbeiter.

Arbeitssicherheit für jeden Bereich

Quelle: 123 Ingenieure GmbH

Warum ist Schneeräumung so wichtig?

Stellen Sie sich vor, Ihr Dach trägt nicht nur Schnee, sondern auch die Folgen schlechter Planung: Einsturzrisiken, Abstürze bei Räumarbeiten oder beschädigte Photovoltaikanlagen. Die Aufgabe von Schneeräumungen ist klar:

  • Standsicherheit gewährleisten: Das Gebäude und die darin befindlichen Personen, Maschinen und Einrichtungen müssen vor Schäden geschützt werden.
  • Personen vor herabfallendem Eis schützen: Eiszapfen, die von einem Gebäude fallen, können die darunter stehenden Menschen verletzten. Je nach Höhe und Größe der Eiszapfen können diese sogar tödliche Verletzungen verursachen.

Mit dem Schneeräumen auf Dächern wird ein Beitrag zur allgemeinen Sicherheit und zum Schutz der Bausubstanz geleistet. Und das Beste? Eine sorgfältige Planung spart Zeit, Geld und Nerven.

Die Rolle der Sicherheitsfachkraft (Sifa)

Die Sifa ist ein Schlüsselspieler, wenn es um das sichere Schneeräumen auf Dächern und damit um sichere Arbeitsplätze geht. Sie unterstützt Unternehmen bei der Erstellung der Gefährdungsbeurteilung, sorgt für die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und stellt sicher, dass keine Risiken am Arbeitsplatz übersehen werden. Ihre Expertise ist entscheidend, um Gefahren zu analysieren, Maßnahmen zu planen und Sicherheitsunterweisungen durchzuführen.

Ein Beispiel: Wer entscheidet, ob ein Dach geräumt werden muss? Die Gefährdungsbeurteilung liefert hier die Antworten. Mit der Sifa an Ihrer Seite werden keine Details übersehen – von der Statik bis hin zu den Witterungsbedingungen. Wenn Sie keine interne Sifa beschäftigen, kann die externe Fachkraft für Arbeitssicherheit die perfekte Lösung für Ihr Unternehmen sein.

Planung ist alles: Gefährdungsbeurteilung und Schneeräumkonzept

Das Schneeräumen auf Dächern beginnt nicht mit einer Schneeschaufel, sondern am Schreibtisch – genauer gesagt mit der Gefährdungsbeurteilung. Hier sind die wichtigsten Schritte:

  1. Objektanalyse: Gibt es Unterlagen zur Statik? Wie steht es um den aktuellen Zustand des Gebäudes? Solche Fragen werden zuerst geklärt.
  2. Schneelast ermitteln: Mit Schneemessrohren, Sensoren oder anderen Methoden wird festgestellt, ob eine Schneeräumung erforderlich ist.
  3. Räumkonzept entwickeln: Wer räumt, wo wird geräumt, und wie wird sichergestellt, dass niemand gefährdet wird? Das Konzept berücksichtigt alles – von Zugängen bis zu Abwurfstellen.

Ein gut durchdachtes Konzept schützt nicht nur die Räumpersonen, sondern vermeidet auch teure Schäden und Rechtsstreitigkeiten.

Sicherheit auf den Punkt gebracht: Maßnahmen gegen Absturz

Das Dach ist kein Spielplatz, besonders nicht im Winter. Die DGUV Information 212-002 legt großen Wert auf Absturzsicherungen:

  • Innenliegende Verkehrswege: Wo möglich, sollten Mitarbeiter das Dach durch Treppenhäuser oder Aufbauten erreichen.
  • Persönliche Schutzausrüstung (PSA): Besonders auf Steildächern sind Anschlageinrichtungen und PSA unverzichtbar.
  • Kollektiver Schutz: Absturzsicherungen wie Geländer oder temporäre Fanggerüste sind oft die beste Wahl.
  • Durchsturzschutz: Lichtkuppeln oder Glasflächen müssen abgesichert oder klar sichtbar gemacht werden.

Praxisbeispiele: So läuft es richtig

Nehmen wir das Gebäude eines Kunden unserer Sicherheitstechnischen Betreuung mit einem geneigten Dach ohne direkten Zugang. Hier sind folgende Arbeitsschutzmaßnahmen nötig:

  • Zugang schaffen: Ein Treppenturm wird installiert, um sicher auf das Dach zu gelangen. Auch eine Hubarbeitsbühne kann einen geeigneten Zugang schaffen. Wie das Dach erreicht wird, geben die Gegebenheiten vor Ort und die Gefährdungsbeurteilung vor.
  • Sicherheitszonen einrichten: Um das Gebäude werden Gefahrenbereiche eingerichtet und für die Zeit der Schneeräumung abgesperrt.
  • Absturzsicherung: Eine horizontale Schiene am Dachfirst ermöglicht das sichere Arbeiten.

Mit solchen Maßnahmen wird das Schneeräumen auf Dächern nicht nur machbar, sondern sicher.

Sicherheitsunterweisungen: Der letzte Schliff bevor es auf das Dach geht

Bevor jemand auf das Dach steigt, ist eine umfassende Unterweisung im Arbeitsschutz Pflicht. Die Mitarbeiter müssen die Gefahren kennen, wissen, wie sie ihre PSA richtig einsetzen, und mit dem Räumkonzept vertraut sein. Regelmäßige Schulungen und klare Anweisungen zum Schneeräumen auf Dächern minimieren Risiken und garantieren reibungslose Abläufe.

Fazit: Mit Plan und Sicherheit zum Erfolg

Schneeräumung auf Dächern ist weit mehr als ein Winterspaß. Sie ist eine Aufgabe, die professionelle Planung, rechtliche Kenntnisse und technische Expertise erfordert. Mit der DGUV Information 212-002 und der Unterstützung durch Sicherheitsfachkräfte wird diese Herausforderung zu einem kalkulierbaren Risiko.

Bleiben Sie sicher, planen Sie klug – und lassen Sie den Winter kommen!

FAQ – Schneeräumen auf Dächern

  1. Wer haftet für Schäden durch unterlassene Schneeräumung?

Die Haftung liegt grundsätzlich beim Gebäudebesitzer oder Betreiber. Diese sind verpflichtet, Gefahren durch Schneelasten rechtzeitig zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen. Bei Verletzung dieser Pflicht können zivilrechtliche (z. B. Schadensersatzforderungen) und strafrechtliche Konsequenzen (z. B. bei Verletzungen oder Todesfällen) folgen.

  1. Welche rechtlichen Vorgaben gelten für die Schneeräumung?

Die Schneeräumung unterliegt verschiedenen Vorschriften, darunter:

  • Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG): Regelungen zur Sicherheit der Beschäftigten.
  • Baustellenverordnung (BaustellV): Anforderungen an den Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator (SiGeKo).
  • Landesbauordnungen (LBO): Vorgaben zur Gebäudesicherheit. Eine Übersicht der relevanten Gesetze ist im Anhang der DGUV Information 212-002 enthalten.
  1. Wie oft muss die Schneelast auf einem Dach überprüft werden?

Die Schneelast soll regelmäßig und bei außergewöhnlichen Wetterlagen (z. B. starkem Schneefall, Schneeverwehungen) kontrolliert werden. Automatisierte Systeme wie Schneewaagen oder Sensoren können eine kontinuierliche Überwachung gewährleisten.

  1. Welche Rolle spielen Wetterprognosen bei der Schneeräumung?

Wetterprognosen sind ein wichtiger organisatorischer Bestandteil der Arbeitsplanung. Sie helfen, rechtzeitig Entscheidungen über die Notwendigkeit von Räumungen zu treffen und geeignete Zeitfenster für die Arbeiten zu bestimmen.

  1. Kann man die Schneelast durch bauliche Maßnahmen reduzieren?

Ja, durch präventive bauliche Maßnahmen wie:

  • Installation von Dachheizsystemen, die Schneeansammlungen reduzieren.
  • Vermeidung von Schneeverwehungen durch bauliche Windlenker.
  • Verwendung von durchsturzsicheren Materialien, die das Risiko minimieren.
  1. Was passiert, wenn keine Unterlagen zur Statik des Gebäudes vorliegen?

Falls keine Statik Dokumente verfügbar sind, muss eine fachkundige Person (z. B. ein Statiker) den aktuellen Zustand des Gebäudes bewerten. Dies ist essenziell, um die maximal zulässigen Schneelasten und die Tragfähigkeit zu bestimmen.

  1. Welche besonderen Herausforderungen gibt es bei der Schneeräumung von Dächern mit Photovoltaikanlagen?

Photovoltaikanlagen stellen besondere Anforderungen:

  • Es darf keine direkte Schneeräumung auf den Modulen erfolgen, da diese beschädigt werden könnten.
  • Es sollten alternative Maßnahmen wie Dachheizungen oder automatisierte Räumtechniken eingesetzt werden.
  • Verkehrswege um die Module müssen ausreichend gesichert sein.
  1. Wie werden Mitarbeiter psychologisch und physisch auf Schneeräumungen vorbereitet?

Neben der technischen Unterweisung sollte auch die körperliche und mentale Vorbereitung berücksichtigt werden. Der erste Schritt hierfür ist die Psychische Gefährdungsbeurteilung:

  • Schulungen zur Vermeidung von Stresssituationen und Umgang mit Notfällen.
  • Bereitstellung von geeigneter Winterbekleidung und rutschfestem Schuhwerk.
  • Regelmäßige Pausen zur Vermeidung von Überlastung und Unterkühlung.
  1. Wie kann man Schneemassen auf dem Boden sicher entsorgen?

Schneemassen sollten an vorher definierten Stellen gesammelt werden:

  • Abwurfstellen dürfen nicht in der Nähe von Eingängen oder Gehwegen liegen.
  • Eventuelle Rutschgefahren durch Schmelzwasser müssen durch Streumittel wie Sand oder Split minimiert werden.
  • Bei großen Schneemengen kann der Abtransport durch Räumdienste notwendig sein.
  1. Welche zusätzlichen Risiken ergeben sich für Mitarbeiter durch extreme Kälte während der Schneeräumung?

Extreme Kälte kann:

  • Die Rutschgefahr auf vereisten Flächen erhöhen.
  • Die Beweglichkeit und Reaktionsfähigkeit der Räumpersonen einschränken.
  • Materialeigenschaften beeinflussen (z. B. Sprödigkeit von Kunststoffen oder Metallen). Geeignete Schutzmaßnahmen wie wärmende PSA und regelmäßige Pausen in warmen Bereichen sind essenziell.
  1. Gibt es spezifische Anforderungen für Schneeräumungen auf Membrandächern?

Ja, Membrandächer sind besonders empfindlich:

  • Es dürfen keine schweren Geräte oder Werkzeuge eingesetzt werden, da diese die Membran beschädigen könnten.
  • Personenlasten sollten auf größere Flächen verteilt werden, z. B. durch spezielle Plattformen oder Schneeräummatten.
  • Die Tragfähigkeit muss vor der Schneeräumung sorgfältig überprüft werden.