Arbeit fordert uns, mal mehr und mal weniger. Neben der physischen Belastung, die wir unmittelbar während und auch teilweise nach einer Anstrengung verspüren, vergessen wir viel zu häufig die psychischen Einwirkungen, die unsere Arbeit mit sich bringt. Häufig bemerken wir negative Einwirkungen auf unsere Psyche deshalb viel zu spät und dann teilweise mit sehr gesundheitsschädlichen Folgen. Zum Glück gibt es die Arbeitsschutzexperten von 123ingenieure. In diesem Beitrag erläutern wir Ihnen die Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastungen am Arbeitsplatz. Los gehts.

Psychische Belastung – nur was für Weicheier?

Die Redewendung „Mens sana in corpore sano“ oder übersetzt ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ kennen Sie? Sehen Sie und wie viele alte Sprichwörter enthält auch dieses eine tiefe Wahrheit. Unser Wohlbefinden hängt nicht nur von unserer körperlichen Gesundheit ab, sondern ebenso von unserer mentalen Verfassung. Psychische Belastungen sind also nicht bloß etwas für Weicheier, sondern betreffen auch den härtesten Kerl. Ich kann Ihnen dies gern weiter ausführen. „Je härter die Schale, desto…“ aber das würde den Rahmen sprengen und ich glaube, Sie verstehen schon was wir meinen. Auch im Arbeitsumfeld spielt Gesundheit eine zentrale Rolle, denn das Wohl und die Sicherheit Ihrer Mitarbeiter sollten durch ihre Arbeit nicht beeinträchtigt werden. Zumindest nicht negativ. Deshalb widmen wir uns heute besonders den psychischen Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz und zeigen Ihnen, welche Maßnahmen Sie ergreifen können, um diesen entgegenzuwirken.

Statistik psychische Erkrankungen

Der DAK Bericht über den Anstieg der Psychischen Erkrankungen bringt es auf den Punkt. Psychische Belastungen sind ein Riesen Problem und wir als Fachkräfte für Arbeitssicherheit nehmen uns dem Problem an. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit 2013-2023.

Was ist eine Gefährdungsbeurteilung?

Gemäß Arbeitsschutzgesetz sind Sie als Unternehmer verpflichtet, eine Gefährdungsbeurteilung für Ihre Arbeitsstätte und jeden einzelnen Arbeitsplatz durchzuführen. Das kann verwirren, denn Ihre Tätigkeitsbereiche sind ja vielfältig. Spezieller müssen Sie alle Bereiche in denen Ihre Mitarbeiter arbeiten auf ihre Gefährdungen hin beurteilen und bewerten. In der Praxis haben Sie also meist nicht eine, sondern sehr viele Gefährdungsbeurteilungen anzufertigen. Sprechen wir der Einfachheit halber aber weiter im Singular.

Diese Beurteilung dient dazu, potenzielle Gefahren zu identifizieren und geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen (beurteilen und bewerten). Eine solche Gefahrenanalyse muss vor Beginn der Arbeitstätigkeit erfolgen, und dies gilt insbesondere auch für die Gefährdungsbeurteilung zum Mutterschutz. Die potenziellen Gefährdungen können sich auf die Einrichtung des Arbeitsplatzes, biologische, physikalische und chemische Einwirkungen sowie die Nutzung von Arbeitsmitteln beziehen. Darüber hinaus können mangelnde Qualifikationen oder ineffiziente Arbeitsprozesse ein Risiko für Ihre Mitarbeiter darstellen. Auch psychische Belastungsfaktoren müssen berücksichtigt und analysiert werden. Bevor wir uns diese genauer ansehen, möchten wir folgende Frage klären.

Wie erstellt man eine Gefährdungsbeurteilung?

Die Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung, kurz GBU genannt, ist ein strukturierter Prozess, der in mehreren Schritten erfolgt, um sicherzustellen, dass alle potenziellen Gefahren am Arbeitsplatz identifiziert und geeignete Maßnahmen ergriffen werden können. nachfolgend listen wir Ihnen die 7 Schritte zur Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung auf:

  1. Arbeitssystem abgrenzen: Wie Eingangs erwähnt gibt es nicht eine, sondern viele Gefährdungsbeurteilungen für unterschiedliche Tätigkeiten. Zunächst müssen Sie also alle Arbeitsbereiche und die spezifischen Tätigkeiten Ihrer Mitarbeiter klar festlegen und abgrenzen. So erlangen wir einen kleinen Teilbereich und somit einen Überblick.
  2. Gefährdungen ermitteln: Im zweiten Schritt identifizieren Sie alle potenziellen Gefährdungen, denen Ihre Mitarbeiter ausgesetzt sein könnten. Die Betonung liegt auf „können“. Es geht nicht um die Gefahren die offensichtlich da sind, sondern um alle Gegebenheiten die Gefahren bergen können. Dies umfasst unter anderem physische, chemische, biologische sowie ergonomische und psychische Risiken.
  3. Risiken bewerten: Nach der Ermittlung der Gefährdungen erfolgt die Bewertung der Risiken. Dabei wird eingeschätzt, wie wahrscheinlich es ist, dass diese Gefährdungen zu Unfällen oder Gesundheitsschäden führen, und welche möglichen Auswirkungen sie haben könnten. Arbeiten Sie mit Farben (beispielsweise grün, orange, rot). Arbeitssicherheit ist bunt und visuell. Jeder Ihrer Mitarbeiter soll die Gefährdungsbeurteilung verstehen können.
  4. Schutzmaßnahmen festlegen: Basierend auf der Risikobewertung legen Sie geeignete Schutzmaßnahmen fest. Schließlich wollen wir die Arbeitssicherheit nicht nur theoretisch behandeln, sondern auch praktisch umsetzen und einen Nutzen daraus ziehen.Diese Maßnahmen sollen die Gefährdungen im Unternehmen nachhaltig minimieren oder im besten Fall komplett abstellen. Letzteres kann durch technische, organisatorische oder persönliche Schutzmaßnahmen erfolgen.
  5. Maßnahmen umsetzen: Im fünften Schritt setzen Sie die festgelegten Schutzmaßnahmen mit den selbst gesetzten Fristen um. Dies erfordert möglicherweise Änderungen an Arbeitsplätzen, Schulungen der Mitarbeiter oder die Einführung neuer Arbeitsverfahren. Auch finanzielle Mittel sind in der Regel von Nöten. Bedenken Sie aber immer, dass nichts teurer ist als ein kranker Mitarbeiter.
  6. Wirksamkeit überprüfen: Nachdem die Maßnahmen umgesetzt wurden, müssen Sie deren Wirksamkeit überprüfen. Schließlich unternehmen wir all diese Anstrengungen ja nicht zum Spaß. Das Prüfen kann z.B. durch regelmäßige Kontrollen und Feedback von Mitarbeitern erfolgen. Wichtig: Aktualisieren Sie die Gefährdungsbeurteilung jedes Mal mit. Ihre Dokumente müssen immer auf dem neusten Stand sein. Das ist nicht nur zielführend, sondern auch eine gesetzliche Pflicht für Arbeitgeber.
  7. Gefährdungsbeurteilung fortschreiben: Der Prozess der Gefährdungsbeurteilung ist kontinuierlich. Änderungen in den Arbeitsbedingungen, neue gesetzliche Vorgaben oder neue Erkenntnisse können eine erneute Bewertung der Gefährdungen erforderlich machen. Im Schlimmsten Fall kann auch ein Arbeitsunfall den Impuls für eine Aktualisierung geben. Soweit sollte es aber besser nicht kommen. Daher ist es wichtig, die Gefährdungsbeurteilung regelmäßig zu aktualisieren und fortzuschreiben.

Sie haben nun einen roten Faden, an dem Sie sich durch den GBU-Dschungel hangeln können. Eine sorgfältige und regelmäßige Gefährdungsbeurteilung ist ein wesentlicher Bestandteil eines effektiven Arbeitsschutzmanagements. Sehen Sie diesen Prozess nicht als nervige Gesetzeserfüllung, sondern als Mehrwert für Ihr Unternehmen.

Seit wann gibt es die Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung?

Die Berücksichtigung psychischer Belastungen in der Gefährdungsbeurteilung ist relativ neu. Ursprünglich konzentrierte sich das 1996 eingeführte Arbeitsschutzgesetz auf physische Gefährdungsfaktoren und machte deren Bewertung und Minderung zur Pflicht für Arbeitgeber. Erst seit 2013 ist es ebenfalls vorgeschrieben, psychische Belastungsfaktoren zu erfassen und in die Gefährdungsbeurteilung einzubeziehen. Diese Erweiterung war notwendig, um den ganzheitlichen Schutz der Mitarbeiter sicherzustellen, da psychische Belastungen ebenso gravierende Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit haben können.

Krank durch psychische Belastung am Arbeitsplatz

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Welche Faktoren werden bei der Gefährdungsbeurteilung Psychische Belastung berücksichtig?

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz werden gemäß DIN EN ISO 10075-1 definiert als „die Gesamtheit der erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und diesen psychisch beeinflussen.” In der Arbeitswelt bedeutet das, dass die Arbeitsbedingungen daraufhin untersucht werden müssen, ob sie eine psychische Belastung für die Mitarbeiter darstellen könnten. Bei der Analyse der psychischen Belastungen in Ihrem Unternehmen sollten Sie folgende Faktoren berücksichtigen:

Arbeitsinhalte und Aufgaben

Die Aufgaben, die Mitarbeiter zu bewältigen haben, können erheblichen psychischen Stress verursachen. Ein hohes Arbeitspensum in kurzer Zeit führt zu Druck und möglicherweise zu Überstunden, was langfristig die psychische Belastung erhöht. Andererseits kann auch Unterforderung, wenn Mitarbeiter nicht genügend Aufgaben haben, zu Unzufriedenheit und Langeweile führen. Dieser Zustand wird oft als „Boreout“ bezeichnet. Finden Sie also ein gesundes Mittelmaß und wenn Arbeitsspitzen anstehen, konditionieren Sie Ihr Team vorher hierfür.

Organisation der Arbeit

Auch die Struktur und Organisation der Arbeit können zu psychischen Belastungen führen. Nichts ist störender als unklar kommunizierte Anweisung. Eine schlechte Kommunikation, häufige Unterbrechungen – insbesondere bei Mitarbeitern mit intensivem Kundenkontakt – und unklare Prioritäten sind häufige Stressquellen. Für Mitarbeiter ist es belastend, wenn sie das Gefühl haben, mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen zu müssen, ohne klare Anweisungen zu erhalten. Deshalb sind Struktur und Planung in der Aufgabenverteilung der Grundstein für eine zufriedenstellend Tätigkeit.

Soziale Interaktionen

Soziale Faktoren am Arbeitsplatz spielen ebenso eine wichtige Rolle für das psychische Wohlbefinden. Ein gutes Teamgefühl und eine positive Arbeitsatmosphäre sind wirklich wichtig, da die meisten Aufgaben im Team erledigt werden. Anerkennung und Feedback von Vorgesetzten sowie klare Kommunikation tragen ebenfalls zu einem gesunden Arbeitsumfeld bei. Sicher kennen Sie die Weisheit „Never change a winning team“ von Fußballtrainer Alf Ramsey. Da sehen Sie mal wie wertvoll ein Team ist. Deshalb seien Sie bemüht, ein funktionierendes Team zu bilden und zu erhalten.

Arbeitsplatzgestaltung

Die physische Gestaltung des Arbeitsplatzes ist ein weiterer wichtiger Faktor. Wenn Sie beispielsweise Desk Sharing betreiben und sich Ihre Mitarbeiter Herr Müller (1,98m) und Frau Meyer (1,51m) den selben nicht verstellbaren Schreibtisch teilen, sind Unzufriedenheiten vorprogrammiert. Da Mitarbeiter einen Großteil ihrer Zeit am Arbeitsplatz verbringen, sollten die Arbeitsräume angenehm und komfortabel sein. Dazu gehören ebenso eine angemessene Temperaturregelung und im Sommer gegebenenfalls eine Klimaanlage oder andere Lösungen.

Welche Folgen haben psychische Belastungen am Arbeitsplatz?

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz können vielfältige und auch schwerwiegende Folgen haben. Dauerhafter Stress kann zu Erschöpfungszuständen und schließlich zu einem Burnout führen, der eine lange Erholungsphase und oft professionelle Hilfe erfordert. Neben der emotionalen Erschöpfung können auch körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und Schlafstörungen auftreten. Langfristig können solche Belastungen auch zu ernsthaften chronischen Erkrankungen führen, die die Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit der betroffenen Mitarbeiter stark beeinträchtigen. Folglich ist es Ihre Verantwortung als Arbeitgeber, psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen zur Stressbewältigung und Gesundheitsförderung zu ergreifen. Binden Sie Ihre Mitarbeiter aktiv in diesen Prozess ein und leisten Sie einen ersten Schritt zu mehr Mitarbeitergesundheit.

glueckliche Mitarbeiter

Sorgen Sie sich um die psychischen Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz. Nur glückliche Mitarbeiter sind produktiv und wirtschaftlich.

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz im Griff – das können und müssen Sie tun.

Als Arbeitgeber haben Sie die Verantwortung, psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu erkennen und zu reduzieren. Unsere Fachkräfte für Arbeitssicherheit sprechen aus Erfahrung und haben nachfolgend einige Tipps für Sie.

Fördern Sie offene Kommunikation

Kommunikation ist das A und O. Diese Floskel hat jeder von uns schon einmal gehört. Aber wie setze ich das auch in meinem Betrieb um? Stellen Sie sicher, dass Ihre Mitarbeiter sich sicher fühlen, wenn sie das Bedürfnis haben, über ihre Sorgen und Herausforderungen zu sprechen. Schaffen Sie regelmäßige Gelegenheiten für Feedback und Gespräche, um Unstimmigkeiten im Team, Arbeitsüberlastung oder persönliche Probleme zu besprechen. Richten Sie auch die Möglichkeit ein anonyme Kritik äußern zu können.

Zusammenarbeit mit Fachkräften

Nutzen Sie das Wissen des Betriebsarztes und der Fachkraft für Arbeitssicherheit. Diese Experten haben oft direkten Zugang zu den Anliegen Ihrer Mitarbeiter und können wertvolle Hinweise auf Probleme im Unternehmen geben. Profitieren Sie hier auch von der Erfahrung der Fachleute. Auch wenn der Betriebsarzt einer Schweigepflicht unterliegt, können allgemeine Themen und Risiken besprochen und gemeinsam Lösungen gefunden werden.

Schaffen Sie eine gesunde Arbeitsumgebung

Achten Sie darauf, dass die Arbeitsplätze ergonomisch gestaltet sind und die Büros eine angenehme Atmosphäre bieten. Mitarbeiter verbringen den Großteil Ihrer Lebenszeit bei der Arbeit. Fördern Sie Pausen und Bewegung, um das Stressniveau zu senken und das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeiter zu erhöhen. Geben Sie Ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, sich während der Pausen zu entspannen und abzuschalten.

Wir sind Ihr Dienstleister für Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin

Wir von der 123Ingenieure GmbH sind Ihr Partner wenn es darum geht rechtssichere und ganzheitliche Arbeitssicherheit zu betreiben. Nehmen Sie jetzt Kontakt mit unseren Fachkräften für Arbeitssicherheit auf und holen Sie sich professionelle Hilfe in den Betrieb. Neben der sicherheitstechnischen Betreuung erstellen wir übrigens auch die Gefährdungsbeurteilungen für Sie.